Kränkungen sind etwas alltägliches und meist werden Kränkungen nicht als solche wahrgenommen. Man spricht dann eher von einer Beleidigung oder von einer zynischen Bemerkung. Doch eine Kränkung ist viel mehr. Kränkungen sind allgegenwärtig und hinterlassen möglicherweise tiefe Wunden, die unser privates und berufliches Leben beeinflussen. Kränkungen geschehen nicht immer mit Absicht. Kränkungen finden auf verschiedensten Ebenen statt, doch meistens betrifft es unsere emotionale Ebene.
Wann haben sie ihre letzte Kränkung erfahren oder wann haben sie das letzte mal jemanden gekränkt?
Und wenn ja, stellt sich nicht die Frage nach dem warum, sondern was hatten sie oder er davon?
Hat vielleicht mal jemand etwas zu ihnen gesagt um sie bewusst klein zu machen, um seine Dominanz zu zeigen oder sie zu verletzen?
Wie sieht es in ihrer Firma aus? In vielen Unternehmen sind Kränkungen, jeglicher Art, an der Tagesordnung und verhindern einen starken Teamgeist. Mobbing, Desinteresse und Motivationslosigkeit sind die Folgen.
Wenn wir kränkend sind, kränken wir uns in Wirklichkeit auch selbst.
In Beziehungen führen Kränkungen, nach Erleben der rosaroten Phase, also des ersten Verliebtseins, zu Trennungen. Man beginnt den anderen zu kritisieren, aber leider nicht im konstruktiven Sinn, sondern sticht damit, vielleicht unbewusst, genau in die bereits verletzte(n) Wunde(n) des Partners. Der Kränkende findet die Schwachstellen und wir fühlen uns dann missachtet, abgewertet und ungeliebt. Manchmal reicht schon das Vergessen des Geburtstag seines Partners und schwubs ist sie dahin, die gewünschte und notwendige Wertschätzung. Was übrig bleibt ist Schweigen, Rückzug und Distanzierung.
Kränkungen sind jedoch nie einseitig sondern hängen auch von der Sensibilität des Gekränkten ab. Wer ein starkes Selbstbewusstsein hat kann damit wesentlich besser umgehen. In unserer Kindheit erleben wir die ersten Kränkungen von Eltern und Lehrern.
Ich kann mich noch gut erinnern, wie meine Musiklehrerin mich als "unmusikalisches Wildschein" bezeichnete. Ob ich je versuchte ein Instrument zu lernen? Nein, aber ich höre Kurt Cobain von Nirvana. Ein genialer Typ und Künstler aber äußerst sensibel gegenüber Kränkungen. Beschäftigt man sich mit seiner Biographie weiß man, daß Kränkungen ihn in den Tod getrieben haben.
Vielleicht kennen Sie solche Aussagen wie:
„Friss nicht so in dich hinein, du bist eh schon zu dick“
„Zieh dir doch was Gescheites an, du siehst aus wie ein Sandler“
„Beschäftig dich nicht so viel mit deiner blöden Musik, lern besser was“
„Also, deine neuen Schuhe finde ich grässlich“
„Für das fehlt dir die Kompetenz“
„In unserer Firma bist du jederzeit austauschbar“
„Geht das nicht besser?“
„Und, wieder mal einen Fehler gemacht?“
„Du schaust aber alt aus“
„Autofahren ist wohl nicht deine Stärke“
„Lass es sein, das kannst du eh nicht“
„Du Versager, so was von einem looser“
„Die neue Mitarbeiterin ist aber schon sehr super“
usw. usw.
Diese Liste könnte man unendlich fortsetzten und Beispiele aus allen Lebensbereichen bringen.
Kränkungen sind manchmal ganz offensichtlich aber sehr oft sehr subtil und versteckt. Kränkungen finden sowohl auf der verbalen wie auf der nonverbalen Ebene statt. Eine abwertende Geste, ein zynischen Lächeln oder einfach durch ein nicht beachten und wahrnehmen des Anderen.
Kränkungen greifen unseren Selbstwert an und bringen unsere Werte zum Ersticken. Wut , Trauer und Ängste sind das Resultat.
Kränkungen sind sehr oft der Grund für ein unzufriedenes Privat- und Berufsleben. Aus einer tiefsten Kränkung heraus greifen Menschen zu Alkohol und Drogen, fallen in ein gestörtes Essverhalten oder leiden unter sozialen Phobien.
Was ist das Gegenteil von Kränkung?
Ganz einfach: Liebe und Empathie. Wertschätzung und Achtsamkeit.
Krisen sind Entwicklungschancen.
Aber liegt auch in der Kränkung eine Chance und wie kann ich mit einer Kränkung konstruktiv umgehen?
Würde man mir heute die Frage stellen, was für mich ein weiser Mensch ist, würde ich folgendes antworten:
„Ein Mensch ist für mich dann weise, wenn er die nötige Empathie für Andere und das Fremde hat.
Wenn er Kränkungen vermeidet, seine Werte lebt und über sich selbst lachen kann.
Ein Mensch ist für mich dann weise, wenn er mit Gelassenheit und Zufriedenheit das Leben bewältigt
und einen wertschätzenden Umgang mit anderen pflegt.“
Fazit: Versuchen Sie Kränkungen jeglicher Art zu vermeiden und ihren Mitmenschen empathisch zu begegnen. Es wird sich lohnen, auch
wenn sie nicht jeden sympathisch finden und aus tiefstem Herzen lieben.
STARTUNDZIEL / Hall in Tirol / Tel.: 06641883523 / office@startundziel.at / Dr. Marianna Pircher / DLSB Thomas Klammer
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