„Unternehmen, die nur auf rein wirtschaftlichen Erfolg aus sind, sind viel zu bescheiden. Wir sind es nicht“.
Dieser Satz sollte nicht irgendwo stehen, sondern groß und fett auf jeder Firmenhomepage und in jedem Firmenleitbild seinen sichtbaren Platz haben. Sie fragen sich sicher wovon ich hier spreche. Ich spreche von Erfolg, von integralen Erfolg. Ökonomisch erfolgreich zu sein bedeutet weit mehr. Ökonomischer Erfolg ist wirtschaftlicher Erfolg + Erfolg für den Menschen + Erfolg für Natur und Gesellschaft. Klassische Zahlen und klassische Bewertungen reichen bei weitem nicht mehr aus um den wahren Erfolg eines Unternehmens zu messen.
Weiche Faktoren, sogenannte Softskills, sollten in jede Firmenbewertung mit einfließen und werden es in Zukunft auch. Organisationen sind Systeme, die leben und sich weiterentwickeln. Nur ist es leider so, dass viele Unternehmen geschlossenen Systeme sind, in denen es irgendwann kracht. Der Druck steigt und eine Explosion, wie bei einem Verbrennungsmotor, kann dann nicht mehr verhindert werden. Wir benötigen einen Paradigmenwechsel, sonst werden entropische Zustände den brodelnden Vulkan wecken. Dann wird, metaphorisch betrachtet, Asche unser Haupt bedecken.
In vielen Firmen ist der wirtschaftliche Erfolg vorhanden, doch sehen wir genauer hin, bleibt der menschliche Erfolg auf der Strecke und definierte Werte für eine gelebte Firmenkultur sind nicht vorhanden. Manager sind stolz auf ihre stressüberflutete Dynamik und ihren 24 Stunden Tatendrang. Qualitäten, die nach oft schon sehr kurzer Zeit die Balance verlieren und ins Negative kippen. Solche Firmen sind geprägt von einer starken Fluktuation. Der Manager und Angestellte ist eine definierte Nummer und der Mensch, ja der Mensch bleibt auf der Strecke. Diese Qualitäten sind in Firmen mit einer gewissen Mitarbeiterzahl stark ausgeprägt und bestimmen die Firmenidentität. Hyperaktivität ist am Tagesplan und Qualitäten wie Ruhe und ein WIR-Gefühl scheint es nicht zu geben. Nicht Sinn sondern Scheinsinn prägen solche Kulturen und jährlich verengt sich der Tunnelblick bis man als Mitarbeiter laut aber ungeachtet nur noch vor einer scheinbar unüberwindbaren Wand steht. Burnout? Sinnlosigkeit? Wut?
Denkt man solche Situationen weiter, steht nicht nur der Einzelne auf der Abschussliste sondern irgendwann die ganze Organisation. Das Symptom, das kleine Krebsgeschwür wird sich ausbreiten und den ganzen Organismus bedrohen. Was wir brauchen ist ein neuer, integraler Erfolgsbegriff der sich an Werten orientiert und den Schöpfungsbegriff wieder zum Leben erweckt. Wahres Management und echte Führung beginnt dann, wenn man bereit ist auf Systemdynamiken und Zusammenhänge zu schauen.
Der Weg für integralen Erfolg ist ein „Hin zu“ und nicht ein „Weg von“
Systemische Kernprinzipien wie Ordnung, Zugehörigkeit, Achtsamkeit gewinnen zunehmend an Bedeutung und könnten den Weg zu einem offenen System öffnen und den Keim der Syntropie ersticken. Werte, wie Verbindlichkeit und Verantwortung könnten das Steuer übernehmen und das Schiff in eine neue Richtung navigieren. Das Konzept „Geben und Nehmen“ würde eine andere Bedeutung bekommen und der Interessenbereich des Einzelnen könnte zum Einflussbereich transformieren, um das „WIR“ zur kräftigen. Pseudoteams und Bewertungsteams könnten zu wahren und wahrhaftigen Entscheidungsteams werden.
Würde man die emotionale Ebene, die physische, die soziale und die spirituelle Ebene berücksichtigen, könnte eine wahre Vitalitätsquelle entstehen. Lebensqualität, einer der heißesten Werte in unserer Zeit, könnte generiert und zum Leben erweckt werden.
Die Handlungskultur in diese Richtung ist jedoch selten zu finden, obwohl der Bedarf erkannt wird.
Was dringend notwendig wäre, ist ein ausgeklügeltes Wertemanagement, welches die Verantwortung für Wertefindung, Werteimplementierung und Wertecontrolling übernimmt. Dann könnte Wachstum auch zur Erweiterung des Bewusstsein führen. Das ist Evolution. Dafür ist möglicherweise auch eine gewisse Stagnation oder Rezession notwendig, welche die Einladung enthältüber Wachstum nachzudenken.
Was wir brauchen sind Creative Spirit Manager, die sich mit Fragen beschäftigen wie:
Diese und viele andere zu beantwortende Fragen forcieren Sinn-Wachstum und das ist genau dieser Fortschritt, den wir so dringend benötigen. Organisationen würden einen Quantensprung vollziehen, auf einem höheren Niveau agieren und die Kraft der Kohärenz nutzen.
Würden wir uns mit diesen Fragen auseinandersetzen könnten auch die Wege für echtes Wertemarketing geplant und im positiven Sinn umgesetzt werden. Der Kunde würde dann dort abgeholt, wo er gerade steht, ganz ohne Show, aber lösungsorientiert. So findet auf Augenhöhe eine Begegnung von Mensch zu Mensch statt.
Die kulturell kreativen und Sinn schöpfenden Unternehmen sind die Unternehmen der Zukunft und zeigen Reife. Genau diesen Unternehmen wollen Menschen zugehörig sein, ob als Konsument oder Arbeitnehmer. Menschen, die ihre Werte leben sind glückliche Menschen. Organisationen, die ihre Werte leben sind erfolgreiche Unternehmen.
Aber was sind nun eigentlich Werte?
Werte sind etwas, in das wir Zeit, Geld und Energie investieren. Können Menschen ihre Werte nicht leben, entsteht Unzufriedenheit. Konflikte, Depression und Burnout stehen immer im Zusammenhang mit nicht gelebten Werten.
Sie betreiben gerne Sport? Vielleicht spielen sie Tennis? 1 Mal oder 4 Mal die Woche?
Und dieser Sport ist ihnen wichtig. Dann investieren sie in ihr Hobby vermutlich Zeit, Geld und Energie. Also steckt ein Wert dahinter. Und dieser Wert heißt „Aktivität“.
Nun ist es so, dass Sie plötzlich diesen Wert, weil in Ihrer Firma Überstunden verlangt werden, nicht mehr leben können. Vermutlich für eine gewisse Zeit kein Problem. Zum Problem wird es aber, wenn dies zu einem Dauerzustand wird und Sie ihrem Hobby nicht mehr nachgehen können. Sie können dann, einen für Sie wichtigen Wert, welcher unter anderem Ihre ganz persönliche Lebensqualität aufrecht erhält, nicht mehr leben. Die folgen sind Stress und Überforderung, aber nicht wegen dem „mehr“ an Arbeit, sondern weil ein für Sie wichtiger Wert nicht mehr lebbar ist.
In Organisationen verhält es sich ähnlich. Können Werte nicht gelebt werden – zum Beispiel “Weiterentwicklung”, “Stabilität”, “Neugierde”, usw. – werden Mitarbeiter unzufrieden und werden nach einer gewisser Zeit das Unternehmen verlassen oder Stagnation tritt ein. Nicht gelebte Werte des Einzelnen haben immer Auswirkungen auf das ganze System. Ein Atom macht nur Sinn im Molekül, das Molekül im Organ, Das Organ im Menschen. Funktioniert das Atom nicht, funktioniert der Organismus Mensch nicht.
Ein starkes Leitbild
Die richtigen Werte in Firmen zu implementieren, ja überhaupt zu definieren und dann auch noch zu leben ist nicht immer ganz einfach. Meistens werden die Werte von “Oben” vorgegeben und finden nicht wirklich Akzeptanz. Fälschlicherweise werden wirkliche Leitbilder mit einfachen simplen, Jedermannphilosophien verwechselt.
Ein starkes Leitbild hat eine Vision und eine Mission, die aus Bedarf und Mangel heraus entstehen. Ein Leitbild zu erstellen ist ein Prozess, welcher vom Großteil der Systemmitglieder erarbeitet und getragen wird. Leitbilder bieten eine starke Orientierung, die auch bei der Einstellung neuer Mitarbeiter wichtig sein kann.
Abschließend noch eines: Leitbildprozesse haben, zumindest bei unseren Workshops, immer auch eine starke Outputkomponente. Wir versuchen immer aus den gesammelten Informationen, Energie zu erzeugen und daraus Materie zu erschaffen. Dazu ein konkretes Beispiel:
Ein Südtiroler Fensterproduzent engagiert uns, um interne Konflikte zwischen neuer Geschäftsführung und Mitarbeitern zu lösen. Auch bei solchen Themen arbeiten wir mit systemischen Leitbildprozessen, weil dadurch erst das wahre Thema hinter dem Präsentationsproblem zum Vorschein kommt. Was auch hier deutlich sichtbar wurde, zwei Wertewelten prallen aufeinander. Auf jeden Fall wurde die von Werten geprägte Vision neu ausgearbeitet und in die Firma implementiert. (Sorry, aber leider kann ich hier nicht den den ganzen Prozess beschreiben, da es ja nur ein Blog Artikel und kein Buch sein soll.) Unter anderem stellten die Mitarbeiter fest, dass es wichtig wäre, einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Ein neues Firmenprodukt entstand. In Südtirol und Italien gibt es viel alte, wertvolle Bausubstanz. Fenstersanierungen sind teilweise schwierig. So entstand die Idee ein Fenstersystem zu entwickeln, mit dem alte Bausubstanz nicht mal berührt werden muss. Dieses Produkt wird heute öffentlichen Institutionen angeboten und eine komplett neue Produktlinie mit neuem Kundenpotential eröffnet sich.
Sie sehen, der Nutzen von Werten kann viel größer sein, als es vielleicht im ersten Moment scheint. Sich mit Werten zu beschäftigen zahlt sich auf jeden Fall aus, sowohl auf der menschlichen, wie auch auf der wirtschaftlichen Ebene.
STARTUNDZIEL / Hall in Tirol / Tel.: 06641883523 / office@startundziel.at / Dr. Marianna Pircher / DLSB Thomas Klammer
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